Warum Habinghorster in den Alpen arbeiteten
Hilfe für Bergbauern
Zehn Tage lang hat das Habinghorster Ehepaar Edelhoff in Südtirol regelrecht von früh bis spät geschuftet. Tag für Tag stand teils schwere körperliche Arbeit auf dem Programm - freiwillig, bis zu zwölf Stunden lang. Trotzdem hat das Astrid und Gerd Edelhoff glücklich gemacht. Sie halfen damit einer Bergbauernfamilie, ihr Überleben zu sichern.

Astrid und Gerd Edelhoff haben zehn Tage als ehrenamtliche Arbeitskräfte auf einem Bauernhof in Südtirol verbracht.
Wie kommen eine Pädagogin und ein Privatier dazu, sich in gut 1500 Metern Höhe bis zur Erschöpfung zu verausgaben? Die Inspiration dafür lieferte ein gemeinsamer TV-Abend des Ehepaars. „Es war Anfang 2015, da haben wir die Serie ‚Die Alpen von oben‘ im TV gesehen. Dort wurde eine Kölnerin vorgestellt, die regelmäßig ihren Jahresurlaub dazu verwendet, ehrenamtlich in der Bergbauernhilfe aktiv zu sein“, erzählt Astrid Edelhoff. Die Reportage beeindruckte das Ehepaar stark.
So stark, dass sich Gerd Edelhoff gleich am nächsten Morgen vor den Computer setzte, um zu recherchieren, einen Kontakt zu der Organisation suchte, die solche ehrenamtlichen Arbeitseinsätze koordiniert.
Hoch oben in den Bergen
„Einige Wochen später hat man uns dann fünf mögliche Einsatzorte vorgeschlagen. Auf welchem Hof wir arbeiten wollten und für welchen Zeitraum, konnten wir selbst entscheiden“, so Astrid Edelhoff. Sie entschieden sich für einen Bauernhof im Südtiroler Ultental. Mit robuster Arbeitskleidung und Wanderschuhen im Gepäck begann am 5. September das Abenteuer mit der Fahrt zum Einsatzort. Rund zehn Stunden waren die Edelhoffs mit dem Auto unterwegs, um den Bauernhof hoch oben in den Bergen Südtirols zu erreichen, der für die nächsten Tage ihr Zuhause sein sollte.
„Rückwirkend betrachtet, muss man wirklich sagen, dass wir vollkommen ahnungslos waren, als wir dort ankamen“, sagt Astrid Edelhoff. Der 71-jährige Altbauer, seine 66-jährige Frau sowie deren beiden Söhne nahmen die Edelhoffs in ihrer Mitte auf. Die ehrenamtlichen Arbeitskräfte bezogen ein Gästezimmer im Bauernhaus und machten sich daran, den Alltag auf dem Hof kennenzulernen.
Und der besteht hauptsächlich aus Arbeit. Denn die ganze Bauernfamilie muss kräftig anpacken, um den autarken Kreislauf am Laufen zu halten, der hier an der Tagesordnung ist. „Dort funktioniert es auch weitgehend ohne Geld. Die Viehzucht und das Bewirtschaften des Hofs dienen der Familie zum Leben“, sagt Gerd Edelhoff. Wortwörtlich völlig ab vom Schuss – 45 Autominuten bis zum nächsten größeren Ort – mussten sich die Castrop-Rauxeler einbringen und beweisen.
700 Kilo Kartoffeln per Hand geerntet
„Jeder Tag begann für uns um 7.30 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück, danach wurde bis 19.30 Uhr gearbeitet. Pausen haben wir nur für die Mahlzeiten gemacht. Fünf gab es über den Tag – und die hat man auch bitter nötig gehabt, sonst wäre nichts mehr gegangen“, so Astrid Edelhoff. Die Aufgaben, die die Ehrenamtlichen übernahmen, waren vielfältig: „Mit der Handsense wurde Gras geschnitten, wir halfen beim Melken, beim Umschichten des Heus, ernteten 700 Kilo Kartoffeln mit der Hand, versorgten die Tiere oder stapelten das Feuerholz.“
Gerd Edelhoff beschreibt es als ein entschleunigendes Erlebnis. Dazu gehörte es auch, dass die Castrop-Rauxeler am Ende eines Tages um 20 Uhr im Bett lagen – total ausgelaugt. Zurück in der Europastadt musste sich das Paar erst wieder an das alltägliche Leben gewöhnen. Astrid Edelhoff: „Wir mussten uns neu auf das Verkehrsaufkommen einstellen.“ Im September wollen sie zurück auf den Hof – für 14 Tage.