Sie sind viel zu früh auf die Welt gekommen: In der 27. Schwangerschaftswoche, knapp drei Monate vor dem errechneten Geburtstermin, wurden die Zwillinge Mara und Maira geboren. Nicht einmal ein Kilo brachten sie jeweils auf die Waage. Heute sind die Mädchen 11 Jahre alt.
Die Eltern der Zwillinge können sich heute noch genau an die Zeit unmittelbar nach der Geburt erinnern: an Sorgen und Selbstvorwürfe, an Unsicherheit und Zweifel. Doch Familie Ziehe war zum Glück nicht allein: In Dortmund gibt es eine besondere Initiative.
Es ist die Elterninitiative Frühchen e.V., die Frühgeborene und ihre Eltern unterstützt – im Krankenhaus und auch darüber hinaus. Dabei ist der Verein auch auf Spendengelder angewiesen. Zum Weltfrühchentag am Sonntag, 17. November, hatte jetzt Mika, der große Bruder der Zwillinge, eine gute Idee.
Der Neuntklässler besucht das Mallinckrodt-Gymnasium. Dort hatte ein Adventsbasar stattgefunden, bei der jede Klasse selbst entscheiden darf, welchem guten Zweck der Erlös zugedacht werden soll.
Brezelverkauf für eine besondere Buchaktion
Mika hatte vorgeschlagen, dass der Erlös seiner Klasse für den Verein gespendet werden soll. Klassenlehrerin Corinna Sprenger-Saal war einverstanden. Aus dem Brezelverkauf haben die Jugendlichen der Klasse 9b jetzt so viel Geld bekommen, dass sie davon eine besondere Buchaktion des Vereins finanziert haben.
„Alle Eltern, die am Weltfrühchentag ein Baby auf der Dortmunder Frühchenstation liegen haben, bekommen ein Buch zum Vorlesen oder Vorsingen am Inkubator“, erzählt Beate Ziehe, die Mutter von Mika, Mara und Maira.
Das Buch heißt „Eine Stimme für Frühchen – Geschichten zum Vorlesen am Inkubator“ von Julia Schierhold-Urlichs und Tanja Sehrndt.
Zuversicht auch für die Eltern
Bei den Texten geht es vor allem um Zuversicht für die Eltern. Wichtiger jedoch sei für die Frühgeborenen, die Stimme der Eltern zu hören. „Das ist so wichtig, weil das Baby die ja aus dem Mutterleib kennt“, sagt auch Diplom-Heilpädagogin und Kinderkrankenschwester Cornelia Fröhlich.
Sie weiß, wie wichtig es ist, Eltern von Frühgeborenen zu unterstützen. Deshalb habe sie sich auch sehr über die Aktion der Gymnasiasten gefreut – und die Schule besucht, um die Spende der Schüler persönlich entgegenzunehmen.
Am Weltfrühchentag wird Cornelia Fröhlich dann als Vertreterin der Elterninitiative „Frühchen Dortmund e.V.“ die Bücher auf der Neonatologie des Klinikums Dortmund an die Eltern verteilen. „Zusätzlich backen wir am Sonntag ab 14 Uhr Waffeln in der Magistrale der Klinik“, kündigt sie an.
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
