Gegen die Eröffnung des bei Neonazis beliebten Thor-Steinar-Ladens am Brüderweg haben Hunderte Dortmunder friedlich protestiert. Es flogen aber auch Farbbomben ans Firmenschild - und am 21. Oktober gab es mitten am Tag einen heftigen Angriff auf das Geschäft Tønsberg. Jetzt haben die Verantwortlichen ein Video davon im Internet hochgeladen.
Der Clip ist nur 40 Sekunden lang, doch es ist genau zu erkennen, wie die Täter vorgegangen sind. Zu Beginn der Aufnahme sieht man Beschmierungen an der Fassade, unter anderem ist dort „Nazi Schweine“ in schwarzer Farbe zu lesen. Ein Vermummter zündet Feuerwerkskörper, die an einer Glasflasche befestigt sind. In der Flasche ist eine farblose Flüssigkeit zu sehen.
Ein Mann versprüht klebriges Bitumen mit einem Feuerlöscher
Der Mann läuft in den Laden, wirft die Flasche in Richtung Kassenbereich, sie zerschellt offenbar an Deckenstreben. Ein Frauenschrei ertönt - wo sich die Person befindet, ist aber nicht erkennbar.
Dann sieht man im Video, dass der Kameramann einen Feuerlöscher auslöst, aus dem schwarze Flüssigkeit weit herausspritzt - Bitumen, wie hinterher zu lesen ist. Dieser sehr klebrige Stoff wird im Baugewerbe verwendet. In der Flasche habe sich stinkende Buttersäure befunden.
Die Angreifer sprühen den Inhalt des Feuerlöschers auf die Kleidung im gesamten Laden, einer ruft aggressiv: „Ihr Scheiß-Nazi-Schweine.“ Als der Feuerlöscher offenbar leergesprüht ist, wirft der Mann ihn in Richtung Kasse und flüchtet aus dem Geschäft. Laut Polizei habe sich die Mitarbeiterin dort in dem Kassenbereich aufgehalten.
Mit dem Video wollen die Urheber Gleichgesinnte zu Spenden aufrufen. „Militante Antifastrukturen benötigen Geld zum Arbeiten“, ist am Ende des Clips zu lesen. In einem zugehörigen schriftlichen Bericht ist die Rede von Mietautos und „sicheren Handys“, die man angeblich für „militanten Antifaschismus“ brauche.
Bei dem Angriff entstand laut Polizei ein Sachschaden in geschätzt fünfstelliger Höhe. Die beiden Männer flüchteten über den Brüderweg in Richtung Reinoldikirche. Zeugen zufolge seien sie 1,70 bis 1,80 Meter groß und waren an dem Montagmittag dunkel gekleidet.
Die Polizei hat noch keine Verdächtigen ermittelt, geht aber von mehr als zwei Beteiligten aus. Sprecher Peter Bandermann warnt davor, Geld für solche Zwecke zu überweisen, weil man damit Beihilfe zu einer Straftat leisten könnte: „Extremismus kann man nicht mit Extremismus bekämpfen.“ Unter anderem sei nicht erwiesen, welche Flüssigkeit sich in der Flasche befand, sagt er zum Stand der Ermittlungen.
Hochgeladen wurde das Video auf einer Plattform, bei der man sich nicht anmelden muss, um einen Beitrag zu veröffentlichen.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
