
Michael Reh wurde 1962 in Dortmund geboren, ist in Bövinghausen aufgewachsen und ging aufs Bert-Brecht-Gymnasium in Kirchlinde. Er studierte in Hamburg und Paris und wurde später ein renommierter Werbe- und Modefotograf. Seit Jahrzehnten lebt er in den USA und hat mit vielen Promis zusammengearbeitet.

Doch die viel beachteten Bücher, die er in den vergangenen Jahren über sein Leben geschrieben hat, behandeln ein viel dunkleres Kapitel. Erst seit wenigen Jahren spricht Miachel Reh offen über den sexuellen Missbrauch, den er als Kind erfahren hat. Jahrelang, von seiner eigenen Tante, die auf ihn aufpassen sollte.
Die Schwägerin seines Vater habe ihn in den 60er- und 70er-Jahren unter anderem zu Oralverkehr gezwungen und mit Gegenständen penetriert. Im Jahr 2020 veröffentlichte er dazu den Roman „Karthasis“, den er selbst als „psychologischen Familienkrimi“ bezeichnet hat.
Nach zwei anderen Büchern folgt nun „Die neun Gebote – Wie man sexuellen Missbrauch überlebt“. Michael Reh kündigt an, dabei handele es sich um „einen Leitfaden für Überlebende, deren Familien und Freunde“.
Umgang mit schwerem Thema ändern
„Genau dieses persönliche Buch eines Überlebenden gibt es noch nicht, also musste ich es selbst schreiben“, sagt der Autor. An die Betroffenen von sexualisierter Gewalt richtet er: „Es wird viele Menschen geben, die diesen Ratgeber genau jetzt brauchen. Die wissen sollen, dass sie nicht allein sind und dass es immer einen Weg gibt.“

„Du kannst nicht ändern, was passiert ist. Aber du kannst lernen und ändern, wie du damit umgehst“, ist ein zentraler Satz für den Dortmunder. Es geht um Verdrängungsprozesse, Traumata und die Frage, was Angehörige tun können, damit alle in der Familie heilen können.
„95 Prozent in der Familie“
In den vergangenen Jahren hat sich Reh detailliert mit dem Thema auseinander gesetzt. „Sexueller Missbrauch findet zu 75 Prozent in der Familie statt“, sagt er: „Jeder fünfte Täter ist eine Täterin.“ Von der Privatperson habe er sich zum Aktivisten gewandelt, sagt der gebürtige Dortmunder selbst. Es gehe ihm um Aufklärung und Heilung für Betroffene und deren Angehörige.
Der wichtigste Tipp, den er Angehörigen geben könne, sei: „Hör zu. Sei da und sag: Okay, erzähl mir das.“ Außerdem sei professionelle Therapie wichtig, um von außen auf die eigenen Probleme und Strukturen schauen zu können.
Schweigen nütze nur den Tätern
„Missbrauch ist ein Lebensthema“, sagt Reh, „mit dem man umgehen lernen kann und sollte als Überlebender. Wenn man das nicht tut, frisst es einen auf.“ Schweigen nütze nur den Täterinnen und Tätern. Reh will Wege aus Isolation, Scham und Angst aufzeigen. Am 17. April 2023 erscheint das Buch im Verlag Charles. Weitere Informationen gibt es unter www.michaelreh-autor.de.