So leer ist es nach Baumfällungen in der Bolmke
Naturschutzgebiet
"Ein einmaliger Verstoß gegen Artenschutzrecht und Absprachen", sagen Naturschützer. "Es geht darum zu verhindern, dass Menschen zu Schaden kommen", sagt die Stadtverwaltung. Die umfangreichen Baumfällungen in der Bolmke nahe des Stadions werden heiß diskutiert. Wir zeigen eine Fotostrecke aus dem Naturschutzgebiet.

Habitatbäume beinhalten Horste oder Nisthöhlen von Vögeln oder Fledermäusern.
Bereits im Dezember hatte sich eine Anwohnerin bei unserer Redaktion wegen der Abholzung gemeldet. Jetzt kam auch die Kindertagesstätte Bolmkenest auf uns zu. Bei Möglichkeit geht Sonja Flocke mit den Kindern jeden Tag raus in die Natur, um die Tiere und Pflanzen zu beobachten. Jetzt bleibt der Bollerwagen der Gruppe aber in zerfurchten Wegen stecken - die Erzieherin sagt, den Tieren werde der Lebensraum genommen.
Ähnlich sieht es die Anwohnerin Karin Zwiehoff-Jenning, die uns vor Ort anspricht. Berge von abgesägten Baumstämmen türmen sich entlang der Wege. "Das kann man hier überhaupt nicht mehr Wald nennen", sagt sie. Sie selbst habe sich auch schon bei der Redaktion melden wollen.
Nach dem Ortstermin meldet sich auch Peter Quittek, Sprecher des Naturschutzbundes NABU bei uns: Es gebe eine Absprache mit der Stadt, dass die Fachleute vor Abholzungen besonders wertvolle Bäume kennzeichnen, damit sie verschont werden, erzählt er. Diese beinhalten etwa Horste für Vögel oder Bruthöhlen für Spechte oder Fledermäuse. Auch einige dieser Bäume seien jetzt gefällt worden. "Es ist einmalig gegen Artenschutzrecht und Absprachen mit der Stadt verstoßen worden", sagt Quittek.
Stadtsprecher Frank Bußmann bestätigt, dass es diese Absprache zu sogenannten Habitatbäumen gebe. "Die Pappeln in der Bolmke sind aber aus Verkehrssicherheitsgründen gefällt worden." Die Bäume stünden nahe eines Bachlaufes in Dauernässe und hätten keinen Halt: "Es geht darum zu verhindern, dass Menschen zu Schaden kommen", so Bußmann. Das sei wichtiger als der Artenschutz.
Der BUND fordert trotzdem einen sofortigen Stopp der Baumfällarbeiten in der Bolmke. "Wir wollen das nicht dramatisieren, aber solche umfangreichen Maßnahmen müssen auch kommuniziert werden", kritisiert Quittek: "Und zwar Verbänden sowie der Bevölkerung gegenüber."