Betritt man das Atelier an der Rheinischen Straße, ist man überwältigt von der Menge an Gegenständen in dem Raum. In einer Ecke Werkbank, Maschinen und Werkzeuge, ansonsten Regale bis an die Decke und in ihnen liebevoll platziert verschiedene Alltagsgegenstände, die alle neue Funktionalitäten bekommen haben.
Von Anhängern aus Fahrradmantel, Briefmarken-Schmuck, Geldbörsen aus Tetrapacks, Ohrstecker aus Fahrradketten, Reifengürtel, Schlüsselanhänger aus Matchbox-Autos, Comic-Buttons, Uhren und Stifthalter aus Schallplatten oder Ringe aus alten Münzen. Den Ideen scheinen hier keine Grenzen gesetzt zu sein und man bleibt an vielen Objekten faszinierend hängen.
„Tanz auf Ruinen“ ist der passende Name dieser Kreativschmiede, die sich seit fünfeinhalb Jahren dem Upcycling verschrieben hat. Zudem gibt es unter demselben Namen ein angesagtes Independent-Musiklabel.
Als Unikate in reiner Handarbeit hergestellt
„Ich schätze, dass ich in den letzten fünf Jahren zwischen 40.000 und 50.000 Produkte hergestellt habe. Und bis heute bekomme ich jeder Woche beutelweise irgendetwas neues Altes“, sagt Thomas Zigahn, Inhaber von Tanz auf Ruinen. Soeben hat er noch 210 Tetrapacks von einer Familie geschenkt bekommen, aus denen er nun in Handarbeit Geldbörsen herstellt. Ebenso bekommt er regelmäßig vom Fahrradverleiher Metropolrad Ruhr Fahrradreifen.
Der gelernte Sonderpädagoge und Rehabilitationswissenschaftler hat vor Tanz auf Ruinen in einem Jugendzentrum gearbeitet. Bereits dort machte er Projekte zum Upcycling, da ihn der Umgang mit Müll störte. Damals entstand das erste Produkt, ein Gürtel aus Reifen, der so gut ankam, dass immer mehr Freunde einen von ihm wollten. Von da an nahm die Geschichte ihren Lauf und mit der Selbstständigkeit kam der Umzug von Dinslaken nach Dortmund.
Upcycling ist ein Trend geworden
„Wenn man auf die Deutschlandkarte schaut, kommt man hier gut weg“, sagt der 37-Jährige. Für ihn sind der Standort und die gute Anbindung sehr wichtig, da er neben Workshops auch auf Märkten und Messen bundesweit vertreten ist. „Ich denke, dass ich in den letzten Jahren auf gut 150 Messen und Märkten war und über 100 Workshops gegeben habe“, erklärt er.
Zumal der Anteil an Workshops steigt, da Upcycling mittlerweile ein gesellschaftlicher Trend geworden ist. Er merkt sehr wohl, dass das Bewusstsein für das „Aufwerten“ steigt und ihn vermehrt Schulen ansprechen.
Aktuell arbeitet er an einer Installation aus vier Ölfässern für den öffentlichen Raum, die aussehen wir riesige Kippenstummel und auf das Wegwerfproblem von Zigaretten aufmerksam machen sollen. Zudem sammelt er seit einiger Zeit akribisch die abgebrochen Borsten der Kehrmaschinen, um daraus eine Kalimba, ein afrikanischen Musikinstrument, zu bauen.

Die Regale sind voller interessanter, selbstgemachter Unikate, die alle aus Abfallprodukten und in Handarbeit entstanden sind. © Didi Stahlschmidt
Da kommt die zweite Leidenschaft bei ihm durch: die Musik. Tanz auf Ruinen ist parallel auch ein klassisches Independent-Schallplattenlabel und vertreibt als Label und Mailorder Tonträger. „Ich wollte schon immer mal ein Label machen und habe im Januar 2014 die erste Platte veröffentlicht“, sagt Zigahn. Bis heute sind es 28 Veröffentlichungen auf dem Label.
Die Bands zwischen Punk, Hardcore, Folk oder Rap kommen aus ganz Deutschland und mit dem Rapper „Schlakks“ ist auch ein prominenter Dortmunder dabei. Die nächste Platte, in dem Fall von der Folk-Band „Früchte des Zorns“, wird am 18. September um 19 Uhr im Black Pigeon (Scharnhorststraße 50) mit einem Konzert präsentiert.
Für die nächste Zeit hat sich Zigahn neue Produktkreationen vorgenommen und er wird nicht müde, die Idee der Nachhaltigkeit zu vermitteln. „Mir geht es nicht um den Verkauf der Dinge, die Message ist mir wichtig“, hält er fest.
Seit Februar 2007 bin ich als freier Redakteur mit der Kolumne "quer gehört" für die Bereiche Musik/ Nightlife/ Kultur/ Creativ Industries bei den Ruhr Nachrichten aktiv. Parallel arbeite ich als freier Journalist für verschiedene Magazine, Gastronomie-Führer, als freier Fotograf und als Autor und Werbe-Texter.