Hey Gott!“, begrüßt ihn ein kleiner Junge aus der Gemeinde. Nein, Pfarrer Bastian Basse ist nicht Gott, aber er ist ein Kinderversteher und weiß, die Kleinsten in der evangelischen Gemeinde besonders zu begeistern. Es gibt eigentlich nichts, was Pfarrer Bastian Basse nicht gerne macht, aber die Arbeit mit den Kindern ist ihm die liebste. „Wenn 80 Kinder in der Kirche so laut singen, dass meine Gitarre nicht mehr zu hören ist, geht mein Herz auf.“
„Können wir ein Veto einlegen?“, fragten ihn junge Familien, als sie vom Weggang des beliebten Pfarrers erfuhren. Nein, Bastian Basse hat sich definitiv für Neues entschieden. Es sind familiäre Gründe, die ihn und seine Familie zu einem Ortswechsel veranlassen. Die Verabschiedung ist am 6. Oktober, genau sechs Jahre nach der Ankunft in der Stadt am See. „Am Erntedanktag bin ich gekommen, am Erntedanktag gehe ich. Es schließt sich ein Kreis.“
Keine Stelle in Aussicht
Hintergrund ist, dass Ehefrau Rebecca auf eine Pfarrstelle im Kirchenkreis Soest-Arnsberg gewählt wurde. Deshalb lässt sich Bastian Basse von seiner Pfarrstelle in Haltern freistellen und wird mit seiner Frau sowie den beiden sechs und neun Jahre alten Kindern Haltern verlassen. „Vor sechs Jahren ist meine Frau mir nach Haltern gefolgt, jetzt folge ich ihr“, sagt Bastian Basse.
Das Presbyterium der Halterner Kirchengemeinde bedauert diesen Schritt, hat aber dennoch Verständnis für die Entscheidung. „Bastian Basse wird uns mit seinen innovativen Ideen, seinem besonderen Engagement im Bereich Kirche mit Kindern, seiner Freude, Gottesdienste zu gestalten und seinen musikalischen Qualitäten fehlen“, kommentiert Pfarrer Karl Henschel die Veränderung.
Mehr Zeit für Musik
Neuer Wohnort ist Geseke im Kreis Soest mit knapp 21.000 Einwohnern. „Ich habe dort keine Pfarrstelle in Aussicht, sondern nehme erst einmal zwei Jahre Familienzeit“, erklärt Bastian Basse. Zeit für die Familie also - und auch für die Musik.

Pfarrer und Liedermacher ergibt zusammen Liederpfarrer: Bastian Basse ist das mit Leidenschaft. © Jennifer Grube
Als Liederpfarrer hat er sich einen Namen gemacht, hat ein Liederbuch herausgegeben, nächste Woche erscheint die CD „Hoffnung kommt von Hüpfen“ dazu und auf dem Kirchentag in Dortmund steht er genau in dieser Funktion auf der Bühne. „Für mein Hobby habe ich künftig mehr Zeit“, freut er sich. „Ich schreibe Lieder für kleine und große Menschen; am liebsten aber für kleine Menschen“, notiert er auf seiner Homepage. „Immer wieder höre ich, dass Kinder unsere Zukunft sind. Ich finde, dass sie unsere Gegenwart sind, darum sollten wir sie ernst nehmen.“
Bastian Basse wollte anfangs Offizier werden
Bastian Basse (39) erreichte im Mai mit seiner Ordination die Anstellungsfähigkeit als Pfarrer. Seit Mai 2012 war er tätig in den evangelischen Gemeinden Welver, Schwefe und Borgeln. Gebürtig stammt Bastian Basse aus Hagen. Nach seinem Wehrdienst – ursprünglich wollte er Offizier werden – studierte er Theologie in Wuppertal, Berlin und Münster. Bastian Basse ist ein Verfechter moderner Medien und sagt insgesamt: „Es ist gut, das Gute zu bewahren, aber man sollte sich nicht vor dem Neuen verschließen.“ Vor sechs Jahren wurde er neben Karl Henschel und Regine Vogtmann dritter Pfarrer der evangelischen Gemeinde und trat die Nachfolge des 2012 plötzlich verstorbenen Pfarrers Andreas Becker an.So hat er verrückte Ideen ausprobiert, zum Beispiel eine Dialog-Predigt mit einer Jugendlichen - er als Möhre, sie als Banane - um zu sagen: Nehmt euch an in all euren Unterschieden. „Ich habe einfach mal gerne gegen den Strich gebürstet“, nennt Bastian Basse das.
Vertrautes in Haltern loszulassen, fällt ihm allerdings durchaus schwer. Aber er sehe im Jugend- und Familienbereich, dass viele talentierte Ehrenamtliche die Arbeit weiterführen und eigentlich alle gut ohne ihn auskommen könnten. „Es ist doch schön, dass es auch gut ohne mich geht. Und das sage ich aus tiefstem Herzen“, Bastian Basse traut der Halterner Gemeinde viel zu.
Dankbar Neues beginnen
Manches werde in Zukunft vielleicht anders. Aber man müsse dankbar sein für Dinge, die schön waren und wieder Platz schaffen für neue Möglichkeiten, Gott zu begegnen. Schon Martin Luther habe gesagt, Kirche müsse sich immer wieder reformieren. „Und so denke ich auch: Leben heißt, sich regen. Wenn alles stillsteht, wird es starr.“