Schmaler Grat zwischen Tragik und Humor
Neujahrsempfang der Stadt
Den schmalen Grat zwischen Tragik und Humor galt es gestern beim städtischen Neujahrsempfang zu bewältigen. "Der Flugzeugabsturz am 24. März 2015 war ein Ereignis, das uns alle den Atem geraubt hat", erinnerte Bürgermeister Bodo Klimpel an eine besonders schwarze Stunde des letzten Jahres.

"Wenn ich einmal reich wär..." Jürgen Sultz in der Rolle des Tevje. Die Gäste des Neujahrsempfangs waren hingerissen.
Unter diesem Eindruck führte die Musikschule Szenen aus Anatevka auf. "Tage kommen und gehen, mit ihr Freud, Kummer und Leid" heißt es in einem der schönsten und menschlich bewegendsten Werke des jüdischen Theaters. Zum Gedenken an die 18 jungen Opfer der Flugzeugkatastrophe und der drei am 27. Dezember in den Alpen verunglückten Halterner hielten die zahlreichen Gäste eine Minute schweigend inne.
Dank an Schulleiter
"Wir haben miterlebt, wie sich am 24. März von einem Moment auf den anderen das Leben der betroffenen Familien, das Leben im Joseph-König-Gynasium und auch in unserer Stadt geändert hat", sagte Bürgermeister Klimpel in seiner Ansprache. Er dankte Schulleiter Ulrich Wessel und seinem Kollegium: "Sie haben den Spagat, Trauerarbeit zu leisten und den Schulbetrieb zu führen, vorbildlich geschafft." Auch den Beistand, den Seelsorger der Kirchengemeinden leisteten und den Bürgersinn hob Klimpel hervor. Nach diesem schrecklichen Ereignis sei Haltern ein deutliches Stück zusammengerückt.
Dieses Miteinander trug auch eine andere Herausforderung: die Ankunft von unerwartet vielen Flüchtlingen aus Krisen- und Kriegsgebieten. "Ich bin beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit sich Halterner um die Menschen kümmern", Klimpel dankte insbesondere dem Asylkreis und generell allen, die Rassismus und Intoleranz keine Chance geben.
Mit oder ohne Hoffnung
Aufgabe der Stadt sei nun, für die Integration der Flüchtlinge zu sorgen. "Wir müssen uns kümmern, dass die Kinder Kitas und Schulen besuchen und die Erwachsenen Arbeit und Wohnungen finden." Der Bau eines neuen Kindergartens in Haltern-Mitte erfolgt deshalb, aber auch vor dem Hintergrund, dass Haltern wächst: Um 400 Neubürger im letzten Jahr auf knapp 38500 Einwohner. "Familien schätzen unsere funktionierenden Strukturen. Das kann ich gut verstehen."
Wie Haltern Schritt halte, zeige sich in Sythen mit neuem Baugebiet und neuer Dorfmitte. Für Sythen zeichneten sich mit dem Altenheim ("Baubeginn in naher Zukunft") und Entwicklungen am Schloss weitere Projekte ab. Mehr Lebensqualität verheiße auch die Umgestaltung der Stadtmühlenbucht. Die geplanten Entwicklungen auf der anderen Seeseite am alten Seestern sieht der Bürgermeister eigentlich hoffnungsvoll. Aber unbeabsichtigt leistete sich Klimpel eine Freudsche Fehlleistung, als er sagte: "Ich blicke hoffnungslos auf die nahe Zukunft".
Demut, Gottvertrauen und Zuversicht
Da passte sein Wunsch für 2016 an die Bürger: "Haben Sie an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Geduld." Er rief zu gemeinschaftlichem Handeln auf. "Über Inhalte müssen wir auch mal streiten. Aber gehen wir mit Demut, Gottvertrauen und Zuversicht ins Jahr."
Der Neujahrsempfang im Video: