Auf Holzschuhen durch 60 Meisterjahre
Diamantener Meisterbrief
1958 hat Ewald Hölscher seine Meisterprüfung als Holzschuhmacher gemacht, Zeit für den Diamantenen Meisterbrief. In einem seiner Meisterstücke hat sich inzwischen der Holzwurm einquartiert.

Gisela Oster von der Handwerkskammer Münster überreichte Ewald Hölscher den Diamantenen Meisterbrief in der Werkstatt, in denen hunderte Holzschuhe lagern. © Ronny von Wangenheim
Wie viele Holzschuhe Ewald Hölscher in seinem Leben hergestellt hat? Da kann der Asbecker nur raten. In guten Jahren waren es 30.000 Paare, die die Werkstatt im Eißingort verließen. Erinnerungen an seine ersten Jahre als Holzschuhmacher werden wach, als Gisela Oster als Vertreterin der Handwerkskammer Münster mit dem Diamantenen Meisterbrief nach Asbeck kommt.
50 Betriebe waren vor 60 Jahren im Regierungsbezirk Münster in die Handwerksrolle eingetragen, berichtet Gisela Oster. Heute sind es nur noch vier – zwei in Asbeck und zwei in Ahaus. Ewald Hölscher erzählt: „Ich glaube, ich war der letzte, der noch seine Meisterprüfung gemacht hat.“
„Da ist der Wurm drin“
Fünf Paar Schuhe in verschiedenen Größen für Kinder, Frauen und Männer, muss er damals von Hand herstellen. Löffelbohrer, Räumhaken und Pfahlmesser sind sein Handwerkzeug. Ein Paar hat er noch. „Da ist der Wurm drin“, weist er lachend auf viele kleine Löcher.
Das Handwerk hat Tradition bei den Hölschers. Das sagt schon der Name, der von der niederdeutschen Berufsbezeichnung „Holschke“ ableitet, also Holzschuhmacher. Vater Bernhard, so erzählt es Ewald Hölscher, will, dass er bei einem Kollegen eine Lehre machen soll. Beide fahren also in Richtung Wüllen, wissen nicht die genaue Adresse und wollen beim Obermeister nachfragen. „Der sagte dann, er könnte wohl einen Lehrling gebrauchen“, so erinnert sich der heute 81-Jährige. „Das war nicht schlecht“, sagt er schmunzelnd. Schließlich fand die praktische Prüfung in der Werkstatt des Obermeisters statt.
Holzschuhmacher in Asbeck
Die Berufsschule haben die angehenden Holzschuhmacher mit den Schreinern zusammen absolviert. Und bei der Meisterschule – da waren sie zu viert – nimmt sich ein Gewerbelehrer aus dem Bereich der Schreinerei der jungen Holzschuhmacher an. „Wir hatten dann morgens von 6 bis 8 Uhr Unterricht“, erzählt er. Dann ist erst mal Pause, Ewald Hölscher ist zu jung. Er muss erst 24 Jahre alt werden, um seinen Meister zu machen.
Waschmaschine bedeutet das Ende für Holzschuhe
Mit dem Brief in der Tasche geht es 1958 zurück in die heimatliche Werkstatt, wo der Vater damals noch fünf bis sechs Mitarbeiter hat. Ewald Hölscher macht den Führerschein, denn die Holzschuhe müssen einmal die Woche ins Ruhrgebiet geliefert werden zu Schuhmachern und kleinen Schuhgeschäften.
Doch dann kommt die Constructa. So erzählt es Ewald Hölscher. Die Frauen brauchen nicht mehr in den Waschkeller, sondern haben alle Waschmaschinen in der Wohnung. Die Holzschuhe haben für viele ausgedient. Die Familie Hölscher hält trotzdem über die Jahrzehnte an ihrem Handwerk fest. Parallel dazu wird Landwirtschaft immer wichtiger. Heute ist es der Haupterwerb für Sohn Bernd Hölscher, der aber die Holzschuhproduktion immer weiter führt. 3000 bis 4000 Holzschuhe verkauft er noch in jedem Jahr.
Manchmal fährt er wie früher sein Vater auf Märkte, zum Beispiel zum Klumpensonntag in Rhede. Sie sind es, die dem Namen des Marktes noch Berechtigung geben, denn sie sind seit Jahren die einzigen, die dort vor Ort mit der Hand Holzschuhe herstellen. Viel verdienen lässt sich dort nicht, sagen sie. Doch die Tradition des Holzschuhmachens wollen Vater wie Sohn lebendig erhalten.