Lüner Filmpreis „Lüdia“ geht an „Klasse Deutsch“
Preisgala im Theater
Das Lüner Publikum ist immer wieder für eine Überraschung gut. Auch in diesem Jahr kürte es einen Film zum Lüdia-Gewinner, der nicht sofort ins Auge springt, es aber absolut verdient hat.

Florian Heinzen-Ziob (l.) und Kameramann Enno Endlicher freuten sich am Samstagabend über die Lüdia und den Preis der Schülerjury 16+. © Günter Blaszczyk
Alles begann mit einer Arbeitsgemeinschaft, die Regisseur Florian Heinzen-Ziob in einer Kölner Schule anbot. Dort entdeckte er den merkwürdigen Stundenplan einer Klasse, in der offenbar nur Deutsch unterrichtet wurde. Heinzen-Ziob wurde neugierig und traf auf eine engagierte Lehrerin, die Kinder und Jugendliche aus vielen verschiedenen Ländern unterrichtet, ihnen Sprache und Lebensart ihrer neuen Heimat beibringt, sie auf das Schulsystem vorbereitet. Henzen-Ziob entschloss sich, daraus eine Dokumentation zu drehen. Zusammen mit Kameramann Enno Endlicher war er über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten immer mal wieder längere Zeit in der Klasse. Bewusst drehten die Beiden in Schwarz-Weiß, nichts sollte von den Schülern und ihren Geschichten ablenken.
Gleich zwei Preise
„Klasse Deutsch“ bekam nun beim 29. Kinofest den Filmpreis der Stadt Lünen, die mit 10.000 Euro dotierte Lüdia. Das Publikum hat, wie immer, über den Gewinner entschieden. Bei der Preisgala am Samstag im Lüner Hilpert-Theater nahm Heinzen-Ziob, dessen Film am 16. Mai ins Kino kommt, auch den Preis der Schüler-Jury 16+ entgegen.
Kinderfilm und Kurzfilme
Den Kinderfilmpreis Rakete, dotiert mit 3000 Euro, gewann „Mein Freund, die Giraffe“ von Barbara Bredero. Den Kurzfilmpreis bekam Jonathan Behr („Follower“) und den Preis für mittellange Filme Alex Schaad („Endling“). Auch diese Preisträger wurden vom Publikum bestimmt.
Drehbuchpreis für „Verlorene“
Jurys entschieden über weitere Preise. Der HWG-Drehbuchpreis geht an Felix Hassenfratz für sein großartiges Familiendrama „Verlorene“, der Schauspielpreis an Malik Adan, der die Titelrolle, den Gefängnisinsassen in „Jibril“ mit großer Intensität spielt. Der Preis Perle für Frauen in der Filmbranche geht in diesem Jahr an die Kostümbildnerin Genoveva Kylburg („Das schönste Paar“). Den Ruhr Pott, gestiftet von den Ruhr Nachrichten, erhielt der Film „Global Family“ von Andreas Köhler und Melanie Andernach. Die Leserjuroren kürten ihn als besten Dokumentarfilm. Die Schülerjury 10+ entschied sich für „Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes“.
Preise für Kritiker
Der erstmals in Lünen vergebene Siegfried Kracauer Preis für die „Beste Filmkritik“ geht an Cosima Lutz für ihre Rezension des Films „Der Ornithologe“ von Joao Pedro Rodrigues. Sie erschien unter dem Titel „Zeig mir deine Wunder, du komischer Vogel“ im Juli 2016 in „Die Welt“. Eine lobende Erwähnung erhält Daniel Eschkötter für seinen Text „Is it future or is it past?“ Das Stipendium für das Jahr 2018/19 in Höhe von 12.000 Euro erhält der Filmkritiker Matthias Dell. Die Preise werden von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg, der Film- und Medienstiftung NRW und dem Verband der deutschen Filmkritik vergeben.