Das „Antiplakat“ verschiebt die Grenzen
Museum Folkwang
Das Plakat dient dem Zweck, Aufmerksamkeit zu erregen. Es kündigt Wichtiges an. Es ist aber auch die Spielfläche seines Gestalters. Der Künstler Emil Siemeister hat die Erfahrung gemacht, dass die Menschen seine Plakate zwar erinnerten, aber nicht mehr wußten, wofür sie eigentlich geworben hatten.

Der Siebdruck „Shak-pa-Orakel“ (1991) ist eines der wenigen leichter zugänglichen Werke in der Schau.
Ein Anreiz für den Künstler, das Extrem der Gestaltung auszuloten - das "Antiplakat". Das Museum Folkwang Essen widmet dem Österreicher aktuell die Schau "Vom Rufen zum semiotischen Fallenstellen".
Der Titel meint, dass der Werbeinhalt des Plakats in den Hintergrund tritt. Es bleibt eine Fläche zurück, die Signalwirkung besitzt. Das klassische Plakat spielt in der Ausstellung deshalb eine geringere Rolle als sein experimentelles Gegenstück.
Ein "Antiplakat" kann bei Emil Siemeister alles sein, was einen Verweis auf das Medium und seine Funktion selbst beinhaltet. Jegliches, was den Ruf nach Aufmerksamkeit assoziiert, einen Verweis beinhaltet, formt Siemeister zum Gegenentwurf.
Reduziert zur Fläche
Er verfremdet Fotografien und Arbeitsstudien, zeichnet, skizziert und signiert auf Siebdrucken oder liefert in einer Videoprojektion Performancekunst ab. Farben und Formen verschwimmen, bilden ein stark reduziertes und abstrakt wirkendes Gewirr aus Zahlen und Buchstaben.
Siemeisters Intention hinter den ausgestellten 70 Werken ist dabei, die Grenzen zwischen Kunst und Werbung völlig aufzuheben oder zu verwischen.