Der Apfel hat Druckstellen, der Joghurt ist abgelaufen, vom Eintopf der letzten Woche hat man einfach ein paar Portionen zu viel gekocht: Laut WWF werden in Deutschland pro Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeschmissen, 4,4 Millionen davon gehen nach Informationen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aufs Konto der Privathaushalte. Das sind 55 Kilo pro Kopf, 150 Gramm am Tag.
Das führt nicht nur zu einer massiven Ressourcenverschwendung, sondern trägt laut GfK auch zur weltweiten Verknappung der Lebensmittel bei, die wiederum die Preise in die Höhe schießen lässt. Und das trifft dann Länder, in denen Essen oder das Geld dafür knapp ist, besonders hart.
Die GfK glaubt aber auch, dass sich langsam ein Umdenken einstellt: Zwischen 2012 und 2013 hat sie nach eigenen Angaben festgestellt, dass sich die Einstellung der Menschen geändert hat: Sie kaufen bewusster ein und sind offener dafür, Produkte auch nach Ablauf des Mindehaltbarkeitsdatums noch zu essen.
Too Good To Go und Foodsharing: Apps gegen die Verschwendung
Dabei helfen auch immer mehr Apps den Deutschen, weniger Lebensmittel zu verschwenden. Anbieter wie Too Good To Go, Uxa oder Olio sind in den letzten Jahren in den deutschen App-Stores aufgetaucht und ergänzen die Organisation Foodsharing, die schon ein alter Hase unter den Lebensmittel-Rettern ist und seit kurzem auch eine App im Angebot hat.
Einigen Apps geht es dabei darum, die Gastronomie bei der Vermeidung von Essen zu unterstützen. Andere vernetzen jene, die Lebensmittel übrig haben, mit Abnehmern.
Wie viel bringen die Foodsaver-Apps?
Wie sich die Nutzung dieser Apps auf die Lebensmittelverschwendung in Deutschland auswirkt, ist derzeit noch nicht klar. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) startet erst im Juli eine Studie zur Lebensmittelverschwendung.
Einen Hinweis können die Zahlen, die die App-Betreiber selbst erfassen, geben. Schätzungsweise haben die Anbieter Foodsharing, Too Good To Go, ResQ Club, Olio und Uxa in den vergangenen Jahren rund 37.100 Tonnen Lebensmittel vor dem Müll gerettet. 23.000 davon gehen aufs Konto von Foodsharing, über 14.000 haben die User von Too Good To Go gerettet.
Eine stolze Menge, die gleichzeitig aber nicht mal ein Prozent der 18 Millionen Tonnen Lebensmitteln ausmacht, die allein jedes Jahr in Deutschland weggeschmissen werden.
Tanja Dräger de Teran, Referentin für nachhaltige Ernährung bei WWF, denkt, dass diese Apps dennoch einen wichtigen Beitrag gegen die Verschwendung von Lebensmitteln leisten. „Sie stoßen eine Diskussion darüber an, wie wir eigentlich mit unseren Lebensmitteln umgehen“, sagt sie.
Doch die Verbraucher allein können die 18 Millionen Tonnen verschwendete Lebensmittel nicht verhindern. „Es muss ein Umdenken in der Gesamtheit stattfinden.“ Solange es eine Überproduktion von Lebensmitteln gebe, werde das Problem nicht gelöst.
Mit diesen Apps können Nutzer selbst etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln unternehmen:
Too Good To Go:
Wer sich die App herunterlädt, bekommt Restaurants, Imbisse und Bäckereien in der Nähe angezeigt, die ihre Gerichte zu vergünstigten Preisen anbieten - da sie ansonsten in der Tonne landen würden. Gerade gegen Ladenschluss gibt es bei Too Good To Go eine große Bandbreite von Gerichten.

Das Angebot von Too Good To Go für Dortmund. Die geretteten Lebensmitteln können immer in einem bestimmten Zeitraum abgeholt werden. © Screenshot Marie Ahlers
Foodsharing:
Auf einer Karte wird angezeigt, wo es gerade in der Stadt Essen zu verschenken gibt, in der Regel von Privatleuten. Nutzer können sich verabreden, um die Essenspakete abzuholen.
ResQ Club:
Supermärkte, Restaurants und Cafés können hier ebenfalls Essen zum Verkauf anbieten, das ansonsten weggeschmissen würde. Die App zeigt Nutzern an, wo sie in ihrer Umgebung günstig Essen vor der Tonne retten und günstig essen zum mitnehmen bekommen können. Bisher kann ResQ Club nur in Berlin genutzt werden.
Olio:
Das Prinzip ähnelt Foodsharing: Geschäfts- und Privatleute können überschüssiges Essen in der App anbieten, Leute aus der Umgebung können es direkt und kostenlos bei ihnen abholen. Die App kann in Deutschland genutzt werden, ist aber bisher nur in englischer Sprache verfügbar.
Uxa:
Die jüngste unter der Lebensmittelretter-Apps vernetzt ebenfalls Privatpersonen, die Essen zu verschenken haben mit jenen, die es noch gebrauchen können. Auch Uxa nutzt die Standort-Funktion, um eingestellte Lebensmittel in der eigenen Umgebung anzuzeigen.

Die brandneue Uxa App wird in Dortmund noch nicht stark genutzt. Von der Innenstadt aus sind die nächsten Anbieter einige Kilometer entfernt. © Screenshot Marie Ahlers
Zu gut für die Tonne:
Köche wie Sarah Wiener, Tim Mälzer und Christian Rach stellen in dieser App Rezepte zum Resteverarbeiten bereit. Die App hilft außerdem beim vorausschauenden Einkaufen und gibt Tipps für die optimale Lagerung von Lebensmitteln.
In Lippstadt aufgewachsen, zum Studieren nach Hessen ausgeflogen, seit 2018 zurück in der (erweiterten) Heimat bei den Ruhr Nachrichten.
