Gehölzgarten Ripshorst begeistert leider auch Blumendiebe
Serie Gartenkunst - Folge 4
Gladiolen, Rosen, seltene Lilien: Der Bauerngarten am Haus Ripshorst in Oberhausen blüht einfach prachtvoll. Die Mitarbeiter wurden daher misstrauisch, als eine Besucherin den Garten mit einem Blumenstrauß verließ. Sie bestritt auch gar nicht, die Blüten aus dem öffentlichen Garten gestohlen zu haben. Sondern sie sagte: „Die gehören mir doch. Ich zahle ja Steuern.“

Der Ginkgo-Hain steht direkt am Beginn des Parks.
Leicht verzweifelt schüttelt Wolfgang Gaida, Leiter des Gehölzgartens Ripshorst, den Kopf. Solche Dinge passieren immer wieder, erzählt er. Auch unreifes Obst wird abgerissen. „Dann schmeckt es natürlich noch nicht, und die Leute werfen es weg“, sagt er.
Spricht dann einer der insgesamt sechs Mitarbeiter die Menschen an, werden sie beschimpft. Dabei ist es durchaus erlaubt, die Früchte des Gehölzgartens zu ernten. Nur reif sollten sie sein ...
Imposanter Bauerngarten mit vielen Kräutern
Doch so üble Vorkommnisse sind zum Glück nicht die Regel. 60 000 Besucher hat der Gehölzgarten Haus Ripshorst, der vom Regionalverband Ruhr (RVR) getragen wird, pro Jahr. Und die meisten Menschen erfreuen sich am imposanten Bauerngarten mit den vielen Heil- und Küchenkräutern oder bestaunen die rund 3000 Bäume und Sträucher.
In der Scheune des ehemaligen Bauernhofes befindet sich das Besucherzentrum des gesamten Emscher Landschaftsparks, das interaktiv gestaltet ist und neben vielen Broschüren auch einen Plan des Gartens bereithält.
Den Gehölzgarten gibt es seit 1999, er war ein Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park. Inzwischen hat er den vierten Bauabschnitt erreicht. Die Landschaftsarchitekten Irene Lohhaus und Martin Diekmann wollten die vorindustrielle Kulturlandschaft auf 40 Hektar Fläche erhalten. Um das Grasland schmiegt sich ein 60 Meter breites und zwei Kilometer langes Gehölzband. Die Besucher können es in etwa zwei Stunden zu Fuß erkunden.
Stiller Park liegt ganz in der Nähe des Centro
Der stille Park, ganz in der Nähe des Centro und der A 42 gelegen, erzählt die Entwicklungsgeschichte der Natur. Die beginnt mit einem Ginkgo-Hain, weil es dieses laubabwerfende Nadelgehölz schon vor 150 Millionen Jahren gab. Es folgt ein Tertiärwald, der dem Bewuchs Mitteleuropas vor 65 Millionen Jahren entspricht – mit Trompetenbäumen oder Blauglockenbäumen. Erstaunlich, wie groß in diesem Bereich die Blätter sind.
Der zweite und dritte Abschnitt demonstrieren die Wiederbewaldung nach der Eiszeit – zuerst wächst der Urwelt-Mammutbaum, später sieht der Spaziergänger Birken, Buchen und Eichen. Im vierten Bauabschnitt schließen sich die Kulturgehölze an: Esskastanien, einst importiert von den Römern, alte Apfel- und Birnensorten.
Auch die „Nancymirabelle“ oder „Büttners Rote Knorpelkische“ gedeihen hier. Ein Besuch kann auch für Gartenbesitzer aufschlussreich sein. „In der Baumschule sieht alles niedlich aus“, warnt Gartenarchitekt Gaida. „Aber bei uns sehen sie, dass so ein Amberbaum einen Durchmesser von zehn Metern bekommt.“
Der tanzende Strommmast wird neu errichtet
Eine Attraktion ganz anderer Art hat der Gehölzgarten durch die Ausstellung Emscherkunst“ im Jahr 2013 erhalten: Mittendrin steht der „Zauberlehrling“, ein scheinbar tanzender Strommast. Er wird ab Ende August abgebaut, denn das Fundament war zu klein geraten. Die Emschergenossenschaft wird ihn neu errichten, danach geht er in die Obhut des RVR über.