Niki de Saint Phalle - die farbenfrohe Feministin
Ausstellung im Dortmunder U
Ohne die "Nanas" geht es nicht. Die riesigen, pfundigen Frauen in fröhlichen Farben sind der Höhepunkt der Ausstellung "Ich bin eine Kämpferin: Frauenbilder der Niki de Saint Phalle" im Museum Ostwall im Dortmunder U-Turm. Aber die Schau zeichnet ein noch viel differenzierteres Bild der berühmten Künstlerin.

"Die Beleuchtung" heißt dieses Werk, bei dem Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely zusammengearbeitet hatten. Es bewegt sich auf Knopfdruck, macht danach aber immer eine Pause von fünf Minuten.
Dürfen wir vorstellen: Dolores. Die über fünf Meter hohe Dame ist der Hingucker der Ausstellung. Sie hat geblümte Brüste, pechschwarze Haut, sehr blonde Locken und eine Handtasche, die aussieht wie ein Werkzeugkasten. Was für ein Prachtweib! In sieben Einzelteilen ist sie aus Hannover nach Dortmund gereist, wo sie jetzt auf der sechsten Etage des U-Turms majestätisch über den letzten der zehn Ausstellungsäle wacht.
Die Nana als Vision der Weiblichkeit
"Die Nanas sind eine Vision von Weiblichkeit, Sexualität und Lebensfreude", sagt Regina Selter, kommissarische Leiterin des Museums Ostwall. Sie hat eineinhalb Arbeitsjahre in diese super-sinnliche, hochinteressante Schau auf 1000 Quadratmetern investiert. Doch auch sie habe erst lernen müssen, so Selter, wie komplex das Werk Nikis sei. So beweisen schon frühe Assemblagen, wie mühelos die Autodidaktin mit ihren Künstlerfreunden wie Daniel Spoerri Schritt halten konnte, wie ausdrucksvoll die Künstlerin Materialien zu kombinieren wusste. So ergeben eine Waffe, ein Glasauge und eine Rasierklinge die "Collage des Todes" (1960).
Der Mann als Zielscheibe
Niki erfand "Schießbilder", auf die sie mit der Waffe anlegte, oder das Bild eines Liebhabers mit einer Zielscheibe als Kopf. "Darauf durften die Ausstellungsbesucher damals Dartpfeile werfen", erzählt Ulrich Krempel, prominenter Gastkurator und ehemaliger Direktor des Sprengel-Museum in Hannover, das die meisten der 120 Leihgaben geschickt hat.
Die Auseinandersetzung mit der weiblichen Identität wurde Nikis Lebensthema, das überraschend viele dunkle Seiten hat. Im "Altar der Frauen" (1964) stürzen Flugzeug hinab. Eine Mutter frisst ihre Kinder ("Bon appétit", 1980) - der Widerschein von Nikis katastrophaler Kindheit.
Ein emanzipiertes Leben
Trotzdem oder gerade deshalb hat Niki de Saint Phalle - die Filme in der Schau zeigen eine bildschöne Frau - emanzipiert und selbstbewusst gelebt. Das Werk "Die Beleuchtung" (1988), das auf Knopfdruck zu kippen droht, erinnert an die kreative Zusammenarbeit mit ihrem Mann Jean Tinguely. Es ist tröstlich, wie sehr der letzte Saal Nikis lebenslustiges Werk noch einmal feiert. Feminismus kann eben auch knallbunt und witzig sein.