Annemarie Berding-Möritz hat die Hände voller kleiner Glühbirnen, als sie am einem Novembermorgen in die Diele ihrer Gaststätte Füchtelner Mühle tritt. Ihre Schuhe blinken dabei, sie trägt ein dunkelgrünes Samtkleid mit zwei Tannenbaum-Broschen am Revers, einen rot-weißen Zuckerstangen-Gürtel, dessen Muster sich in ihren Ohrringen und Fingerringen wiederfindet.
„Das“, sagt sie und blickt leicht ironisch lächelnd auf die kleinen Birnen in ihrer Hand, „mache ich jeden Morgen.“ Nachschauen, ob noch alle Leuchten in den Lichterketten funktionieren, Deko abstauben, kontrollieren, ob noch alles an seinem Platz ist: Das gehört in der Weihnachtszeit fest in den Arbeitsalltag der Restaurantchefin.

Die Deko dort als üppig zu beschreiben, wäre heftig untertrieben. Es gibt ein Micky-Mousezimmer mit Tausenden kleinen weihnachtlichen Disney-Figuren und unzählbaren Details, ein Weihnachtsmann-Zimmer mit einer elektronischen Eisenbahn unter der Decke und Weihnachtsmann- und Weihnachtsfrauen-Figuren auf den Fensterbänken, in den Vitrinen, auf den Tischen, in den Regalen - überall. In der Hirschdiele glitzern Hirsche um die Wette, bunte Kugeln baumeln feierlich von den Hirschgeweihen des traditionellen, gut bürgerlichen Restaurants.
„Unser Motto ist halt nicht: Weniger ist mehr“, sagt Annemarie Berding-Möritz und lacht. „Sondern: Mehr ist mehr.“
Mehr Deko geht eigentlich nicht mehr
1992 hat „die Sucht“, wie sie es selbst beschreibt, in der Füchtelner Mühle begonnen. Damals hatte die Hotelfachfrau das Restaurant gerade zusammen mit ihrem Mann übernommen. Und zu Weihnachten schmückten sie die Diele mit Nussknackern. Ab da wurde es immer mehr und immer mehr Deko - viel mehr geht mittlerweile nicht mehr.
Schon im Oktober fängt Annemarie Berding-Möritz an, sie Schritt für Schritt, Zimmer für Zimmer aufzubauen. Ganz alleine - nur in seltenen Fällen holt sie sich Hilfe dazu. „Das mögen andere vielleicht nicht sehen, aber für mich macht das alles genauso einen Sinn, wie es aufgebaut ist“, sagt sie lächelnd. Wenn ein Teil fehlt, merke sie es sofort. Und wenn ein Gast sich einen Spaß erlaubt und Schmuck hinzufügt, auch.
Klar: Die üppige Deko mag nicht jeder. „Wir sind am Anfang auch viel belächelt worden. Auch von Kollegen“, sagt Annemarie Berding-Möritz. Jetzt, viele Jahre später, ist das nicht mehr so. Die Weihnachtsdeko in der Füchtelner Mühle ist zu einer Marke geworden, ein Grund, warum Menschen aus der Region jedes Jahr wieder in das Olfener Restaurant kommen und große Augen machen, wenn sie die Eingangstür mit dem Schild „Achtung, Weihnachten“ passiert haben.
Das schönste Kompliment für die viele Schmückarbeit, so erzählt es Annemarie Berding-Möritz, habe sie in diesem Jahr bekommen. Von einem der „kleinen Nachbarn“ - also den Kindergartenkindern im Gebäude nebenan. „Das Kind hat, nachdem es sich hier draußen umgeschaut hat, zu seiner Mutter gesagt: Mama, ich glaube, hier wohnt der Weihnachtsmann“, sagt Annemarie Berding-Möritz. Ihre Augen strahlen.
Nein, in der Füchtelner Mühle wohnt nicht der Weihnachtsmann. Aber jemand, der schlicht ein Faible für diese besondere Zeit im Jahr hat. „Ich liebe einfach Weihnachten“, sagt Annemarie Berding-Möritz. Und das ist die einfache Erklärung für das kleine Wunderland, in das sie ihr Restaurant Jahr um Jahr verwandelt, wenn der Advent vor der Tür steht.