
Viele Familien werden im neuen Schuljahr tiefer in die Tasche greifen müssen. Die steigenden Preise für Lebensmittel, Lohn und Energie sorgen für einen deutlichen Aufschlag beim Schulessen. Experten rechnen damit, dass die einzelne Portion schon bald die 5-Euro-Marke erreichen wird.
Der Düsseldorfer Betriebswirt Gerhard Kühnel berät Gastronomen bei der Preiskalkulation von Speisen. „Wir erleben derzeit zahlreiche Caterer, die ungewollt vertragsbrüchig werden“, sagt er. Demnach werden Verträge für das Schulcatering teilweise über mehrere Jahre abgeschlossen. Darin werden auch die Preise pro Mahlzeit festgehalten.

„Mit diesem Krieg konnte niemand rechnen“
„Diese Preise können die Betriebe kaum noch halten“, sagt Kühnel. Zahlreiche Caterer hätten diese Verträge nun mithilfe einer Ausstiegsklausel gekündigt oder würden neu verhandeln. „Ansonsten zahlen die Betriebe drauf.“ Alleine die Kosten für die Lebensmittel seien in kürzester Zeit um zehn Prozent gestiegen, Energiekosten wie Gas, Strom und Diesel um rund 30 Prozent. „Mit einem Krieg und diesen Auswirkungen konnte die Branche nicht rechnen“, sagt Kühnel. Aber auch die Lohnkosten werden durch die Erhöhung des Mindestlohns bis Oktober von 10,45 Euro auf 12 Euro steigen.
Die Stadt Recklinghausen rechnet in diesem Jahr mit Preiserhöhungen für Schulmahlzeiten von bis zu 23 Prozent. Ebenso in Kamen. Der dortige Mensaverein, der non profit die meisten Schulen und Kitas in der Stadt mit warmen Mittagsspeisen versorgt, werde zwar durch Rücklagen die derzeitigen Preise noch rund ein Jahr halten können – „danach werden wir jedoch neu kalkulieren müssen“, sagt der dortige Vereinschef Johannes Gibbels.

Schulessen wird bis zu 35 Prozent teurer
In Dortmund stehen ebenso Preisverhandlungen an. Der zum Klinikum Dortmund gehörende Caterer „Service Do“, der städtische Tageseinrichtungen beliefert, kündigte an, dass die Weltmarktpreise dabei natürlich eine Rolle spielen müssten. Was das genau bedeute, könne Sprecher Marc Raschke zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht sagen.
Ralf Blauert, Vorsitzender des Verbands Deutscher Schul- und Kitacaterer, sagt deutlich: „Die Caterer werden ihre Preise im Durchschnitt zwischen 20 und 35 Prozent anheben. Ich gehe davon aus, dass wir zum Jahreswechsel pro Portion die 5-Euro-Marke erreicht haben.“ Die meisten Caterer müssten ab August, spätestens September höhere Preise verlangen.
Blauert fordert ein Entgegenkommen vom Staat. So müssten Schul- und Kitaessen von der Mehrwertsteuer befreit werden. Dazu brauche es weitere Hilfen für Familien, für das Schulessen mit diesen Preiserhöhungen nun nicht mehr erschwinglich seien.
