Dornröschenschlaf ist ein Begriff, der in den Ohren von Franz-Josef Raubuch nicht passend klingt. Die Bezeichnung hört sich romantisch an und verträumt. Beides trifft für den ehemaligen Borker Marktplatz nicht zu.
Dieser Marktplatz war nicht alt und auch nicht besonders schön, aber er war besser als nichts. Dieses Nichts haben die Borkerinnen und Borker aber seit fast zwei Jahren mitten im Ort: eine Brache. Eine zunehmend unansehnliche dazu, wie Raubuch, CDU-Vertreter im Stadtrat, meint. „Da muss dringend sauber gemacht werden.“
Altenheim mit 39 Plätzen ist geplant
Raubuchs Ratskollegin Maria Lipke von der UWG schaut auch nur ungern auf die Leerstelle in Bork zwischen den Straßen Zum Nierfeld und Spinnbahn. Das hat aber noch andere Gründe. Sie stört sich an dem, was dort künftig entstehen soll: ein Altenheim mit 39 vollstationären Plätzen, einem Gästezimmer, etwa acht barrierefreien Wohnungen und Platz für eine Tagespflegegruppe für 13 Menschen.
Zum einen sei der Standort falsch, zum anderen die Reihenfolge des Vorgehens. Das hatten Lipke und sieben andere Ratsmitglieder schon im Juni 2017 gesagt.
Stadt hatte sich verpflichtet, den Abbruch zu bezahlen
Damals hatte der Rat beschlossen, der Caritas den Marktplatz zu verkaufen und vorher für 165.000 Euro die Wohn- und Geschäftshäuser rund um den Platz abzureißen. Einen Marktplatz aufzugeben, ohne dass es einen neuen gebe - für Lipke ein Unding. Heute gibt es immer noch keinen neuen Platz, dafür aber einen neuen Beschluss - und neue Aufregung.
Der Stadtrat hat am Donnerstag der Änderung des Bebauungsplans „Auf der Höh“ zugestimmt - mit Gegenstimmen, aber ohne Diskussion. Die war einige Tage zuvor während der Hauptausschusssitzung aufgebrannt.
Einen Bebauungsplan aufzustellen, ohne zu wissen, was genau da geplant ist, wäre „ein Riesenfehler“, hatte Lipke damals gewarnt. Zwar ist die Rede von drei parallelstehenden Gebäuden und einem weiteren Haus. Detailliert vorgestellt hat die Caritas dieses Bauvorhaben der Öffentlichkeit aber bislang nicht. Das soll 2020 erfolgen - nach dem Beschluss über die Änderung des Bebauungsplans.
Vorwurf: Klimaschutz ist nicht ausreichend berücksichtigt
Ein weiterer Kritikpunkt: die mangelnde Berücksichtigung des Klimaschutzkonzepts: „Das ist der erste Bebauungsplan, seitdem wir ein Klimaschutzkonzept beschlossen haben“, so Lipke. Erkennbar Berücksichtigung gefunden habe es aber nicht.
Auf Lipkes Kritik ging Bürgermeister Mario Löhr in der Ausschusssitzung nicht ein. In der Ratssitzung sagte er Franz-Josef Raubuch zu, den Caritasverband über das schlechte Erscheinungsbild der Fläche zu informieren und Abhilfe zu fordern.
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