300 Fiat-Freunde kamen mit ihren alten Schätzen nach Vreden
Fiat-Treffen
Rund 300 Fiat-Freunde waren zum sechsten Münsterlandtreffen nach Köckelwick angereist, sogar aus dem Allgäu oder dem hohen Norden. Aber nicht bei jedem verlief die Anfahrt reibungslos.

Ein Fiat-Oldtimer parkte neben dem anderen an der Schützenhalle Köckelwick. Eine Augenweide für Fans der italienischen Automarke, aber auch viele interessierte Gäste waren von dem Anblick angetan. © Susanne Menzel
Wenn sich vier, nicht gerade klein geratene Erwachsene aus einer 2,90 Meter kurzen, 1,30 m breiten und fast ebenso hohen, quietschroten Blechkarosse schälen, kurz die Gliedmaßen entknoten, dabei fröhlich lachen und sichtbar guter Laune sind – dann, ja dann mag so manch ein Limousinen- oder SUV-Besitzer nur irritiert gucken. Nachvollziehen kann er die Vorliebe für diese kleine „Knutschkugel“, wie sie liebevoll genannt wird, vermutlich nicht. „Den 500er oder den 126er zu fahren, ist ein Lebensgefühl“, betont Daniel Hogen von den Fiat-Freunden Münsterland. Eines, das landauf, landab viele mit ihm teilen. Rund 300 Fiat-Freunde waren jedenfalls zum sechsten Münsterlandtreffen am Wochenende nach Vreden zur Schützenhalle Köckelwick angereist. Die meisten auf eigener Achse, andere hatten ihr Gefährt kurzerhand auf den Anhänger geladen.
Bei den meisten klappte die Reise vom Allgäu oder aus Kiel nach Westfalen reibungslos. Bei den meisten. „Einen Fahrer mussten wir von der Autobahn abholen. Da waren bei dem tropischen Wetter wohl die Bremsen heiß gelaufen“, sagte Daniel Hogen schmunzelnd. Andere dagegen nutzten die drei Tage auf dem Platz rund um die Schützenhalle, um ohnehin notwendige Klein-Reparaturen durchzuführen. Oder diverse „Wehwehchen“ zu beseitigen, die so eine längere Anreise manchmal mit sich bringt.
Man hat mit diesem Auto jedenfalls ein besonderes Fahrgefühl“, betont Marc Pfeifer. Der 29-Jährige aus Hückeswagen „ist mit dem Italiener groß geworden. „Mein Vater war ein absoluter Fan. Er hat in Italien den 500er schon mal für eine Kiste Bier bekommen. Oder wir haben neue Teile, die der Hersteller vermutlich aus einer Überproduktion einfach so entsorgt hat, vom Schrottplatz geholt“, erzählt er. Diese Zeiten allerdings sind vorbei. Zwar „ist der Wagen noch ein erschwinglicher Oldtimer“, wie Daniel Hogen erklärt, aber halt einer, der trotzdem inzwischen seinen Wert hat. In Italien ebenso wie anderenorts in Europa.
Zum Teil spartanische Ausstattung
Und das bei spartanischer Ausstattung. Zumindest aus der Sicht von Außenstehenden. Die Fans dagegen schwärmen vom „All-inclusive-Paket“: Der antizyklischen Sitzheizung („Im Sommer klebt man an den Kunststoffsitzen fest, im Winter tut’s auch eine Decke über den Beinen.“ oder der händischen Klimaanlage („Wenn die Fenster nicht aufzudrehen sind, hilft das heruntergerollte Stoffdach.“). „Gewusst, wie“, sagten die Fiat-Freunde grinsend, die sich übrigens als eine „große Familie“ verstehen.
Super-Meeting in Italien
Wir sehen uns meistens so drei, vier Mal im Jahr. Die Treffen finden von Berlin bis München überall statt“, erzählt Mechatroniker Marc, der selbst auch alle zwei Jahre zum Super-Meeting nach Italien reist: „Das ist dann dort wie Kirmes.“ Obwohl er diese langen Autofahrten nicht unbedingt schätzt: „Man tuckert so langsam vor sich hin und wird in dem kleinen Auto auch gerne einmal übersehen“, hat er damit bereits negative Erfahrungen gemacht. Dennoch: Missen möchte er die Touren nicht: „Man lernt immer wieder neue Leute kennen. Und zwar unterschiedlichster Couleur. Es sind Auszubildende dabei, die sich das Geld für den Oldie vom Munde absparen und notwendige Reparaturen alle selbst erledigen. Oder auch Ingenieure, die alles machen lassen. Wenn wir allerdings zusammen sind, sind alle gleich. Und inzwischen wissen die Jüngeren das Auto auch zu schätzen.“
„Hermine„ und „Guido“ rollten zum Zwillbrocker Venn
Und kommen die Fans zusammen, dann wird – wie in Vreden – gescherzt, gequatscht und gefrotzelt. So wie nach der Ausfahrt mit 60 Knutschkugeln und Co zum Zwillbrocker Venn. Mit herunter gerolltem Dach, im Kombi namens „Hermine“ (Marc: „Der heißt wirklich so.“), oder in der sportlichen Buggy-Version. „Wie hat der Guido denn die Haare liegen? Ganz nach vorne. Ist der rückwärts gefahren?“ ruft Daniel Hogen in die Menge. Guido lächelt, streicht über sein Haupt und steuert sein Campingzelt an. Dicht an dicht stehen diese um die Schützenhalle herum. In Grüppchen sitzen die Fiat-Freunde davor in der Sonne, eine Tasse Kaffee in der Hand und fachsimpeln oder diskutieren über Gott und die Welt.

Fröhliche Ausfahrt der Fiat-Freunde © Susanne Menzel
Mitunter schrauben sie alternativ am Motor oder an den Bremsen ihres geliebten Fahrzeugs. So wie Volker Tachulke, der aus Kiel angereist ist. „Eigentlich geht an einem Fiat nix kaputt“, sagt der 51-Jährige. „Aber die lange Tour hat dem Radlager wohl zugesetzt. Ursprünglich ist dieser 126er unser Winterauto, weil er robuster ist als der 500er. Die 126 waren früher die Ausschlachtobjekte. Nun ja, ich kriege das in einer Stunde wieder hin“, ist er sich sicher. Schließlich will er die Rückreise auf eigener Achse wieder bewältigen. Und zudem hat er noch einen – vermutlich viel wichtigeren – Grund für die Schraube-Aktion: „An das Auto darf nichts dran kommen. Den hat meine Frau vor 22 Jahren mit in die Ehe gebracht.“