Verdi-Fahnen flattern in Werne - nicht mehr am Solebad, sondern seit Mittwochmorgen am Amazon-Lager im Gewerbegebiet Wahrbrink: Über 100 Amazon-Mitarbeiter haben dort die Arbeit niedergelegt, unterstützt durch Kollegen vom Standort Rheinberg. Das Lager in der Lippestadt wird erstmals bestreikt.
Frank Schrand ist kaum zu verstehen, so laut gellen am Nachmittag die Trillerpfeifen um ihn herum - ein ungewöhnlicher Klang auf dem Werksgelände von Amazon am Wahrbrink. Schließlich streiken Schrand, Mitglied des Betriebsrats, und mehr als 100 Kollegen an diesem Tag zum ersten Mal.
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Erstmals Streik bei Amazon in Werne
Auch bei Amazon in Werne wird nun zum ersten Mal gestreikt: Mit Beginn der Frühschicht am Mittwoch will die Gewerkschaft Verdi die Arbeit am derzeit fünften Standort des Versandhändlers niederlegen.
Rund 250 Männer und Frauen aus dem Rheinberg haben Starthilfe geleistet. Sie waren am Morgen mit fünf Bussen nach Werne gekommen. „Wir haben in Rheinberg bereits im Juni zum ersten Mal gestreikt“, sagt Tim Schmidt vom Betriebsrat in Rheinberg."Wollen den Schutz eines Tarifvertrags"
Die Gewerkschaft Verdi versuche, den weltgrößten Online-Versandhändler mit Streiks an verschiedenen Standorten zu Tarifverhandlungen zu den Bedingungen des Einzelhandels zu bewegen. "Nicht nur wegen des etwas höheren Gehalts“, wie Schmidt betont. „Amazon bezahlt nicht schlecht“, räumt er ein, „wir wollen aber den Schutz eines Tarifvertrages“. Und die Gleichstellung mit anderen Mitarbeitern des Versandhandels wie Otto-Versand oder Bauer, ergänzt Silke Zimmer von Verdi NRW. „Und mehr Wertschätzung während der Arbeit“, fügt Sven Müller 34-jähriger Beschäftigter von Amazon Werne hinzu.
Die Mitarbeiter der Frühschicht waren bereits kurz vor 6 Uhr aufgerufen, in den Ausstand zu gehen. Dass sich rund 40 der insgesamt 1600 Beschäftigten beteiligten, sei zwar keine große Zahl, aber immerhin ein Anfang, sagt Gudrun Janßen, Mitarbeiterin von Verdi am Morgen. Später schlossen sich auch rund 60 Beschäftigte der Mittagsschicht an.
Der erste Warnstreik bei Amazon Werne bleibt - anders als bei den Kollegen in Rheinberg - erst einmal die Ausnahme. „Morgen gehen wir wieder zur Arbeit“, so Betriebsratsmitglied Frank Schrand. Er zeigte sich „sehr zufrieden“ über die gute Auftaktveranstaltung. Denn dass weitere Warnstreiks folgen werden, steht für ihn fest: „Wir kämpfen, bis sich Amazon mit uns an den Verhandlungstisch setzt.“Mietvertrag läuft 2016 aus
Ihre Ziele: zum einen die Einführung eines Tarifvertrags, zum anderen die Standortsicherheit. „Der Mietvertrag für das Lager in Werne läuft 2016 aus“, erklärt Schrand. Bislang habe sich das Unternehmen nicht konkret dazu geäußert, wie es weiter gehen wird.