Lange wurde gekämpft, demonstriert und argumentiert, doch das Aus des Lehrschwimmbeckens in Stockum ist beschlossene Sache. Mit Ende der Sommerferien sind die Vereine und Schulklassen ins Solebad gezogen. Ob das funktioniert? Hunderte haben eine deutliche Meinung.
„Es funktioniert einfach nicht. Das Solebad kann nicht alles unter einen Hut bekommen“ ist das klare Urteil unserer nicht-repräsentativen Internet-Umfrage, an der 417 Nutzer teilgenommen haben.
Neun von zehn Usern beklagen sich bei unserer Umfrage
Neun von zehn Usern haben sich durchschnittlich in unserer Abstimmung für diese Antwortmöglichkeit entschieden und sich auf der Seite des Lehrschwimmbeckens positioniert. Eine klare Aussage.
Unsere Umfrage möchte Badleiter Jürgen Thöne nicht kommentieren, stellt aber fest: „Wir haben den Vollbetrieb aufgenommen und es läuft gut.“ In den ersten zwei Wochen habe sich alles zunächst einspielen müssen, doch Vereine und Schulen arbeiten gut mit, damit alles rund laufen könne. Und auch man selbst stehe den Vereinen bei Fragen zur Seite.
„Um ein richtiges Fazit zu ziehen, ist es noch zu früh“, sagt Jürgen Thöne. „Wir brauchen eine Sommer- und eine Wintersaison. Erst dann können wir ein Fazit ziehen.“ Deutliche Worte finden hingegen schon jetzt Kursteilnehmer.
„Die Sammelumkleiden sind für uns einfach zu eng und zu klein, wenn sich alle 22 Kursteilnehmer dort umziehen“, sagte Petra Kimm (59) schon kurz nach dem Umzug. Sie besucht über die Familienbildungsstätte einen Wassergymnastikkurs im Solebad, der früher im Lehrschwimmbecken in Stockum stattfand.
Sammelumkleiden als Problemzone im Solebad
„Das ist alles sehr schmal für ältere Personen“, so Kimm. Auch Marlies Heidel (84) schließt sich ihr an. „Wir haben da keine Privatsphäre und man schämt sich schon in der Sammelumkleide“, sagte Heidel, die einen Kurs der Rheuma-Gruppe im Solebad besucht. „Wir sind keine Schulkinder mehr.“
Doch auch Kinder und ihre Eltern äußern ihren Unmut, wie die ersten Wochen nach dem Umzug vom Lehrschwimmbecken ins Solebad gelaufen sind.
„Ich bin aktuell mit den Kindern im Schwimmkurs und die Situation ist katastrophal“, sagt die Wernerin Anika Hilsmann, die sich mit ihrem Anliegen auch schon an Martin Pausch von den Linken gewandt hat.
„Es ist kalt in den Umkleiden und völlig überfüllt, weil mehrere Kurse gleichzeitig stattfinden. Für uns Mütter mit kleinen Kindern ist das ganz schlimm“, sagt Hilsmann weiter, die mit ihren Kindern einen Kurs des TV Werne besucht.
Ein Jahr hat Mutter auf Kinder-Kurs gewartet und ist enttäuscht
Ein Jahr habe Hilsmann für den Kurs auf einer Warteliste gestanden. Jetzt sei die Ernüchterung groß. Auch, weil sie unzufrieden mit der Toiletten-Regelung bei den Kursen ist.
„Wir müssen mit den Kindern extra am Planschbecken zur Toilette und dürfen nicht die nähergelegenen benutzen“, sagt sie. Eine Anordnung, die von der Badleitung gekommen sein soll.
Diskussionen um Lehrschwimmbecken Stockum gibt es seit Jahren
Diskussionen rund um das Aus des Lehrschwimmbeckens in Stockum gibt es in Werne schon seit Jahren. Mit dem Neubau des Solebads war klar, dass das Lehrschwimmbecken ausgedient haben soll. Doch im Winter 2018 wurde nochmals heftig über das Thema diskutiert und das Lehrschwimmbecken-Aus erneut beschlossen - trotz eines CDU-Förderantrags.
Im September 2019 kam derselbe Antrag noch einmal auf den Tisch, bloß für den Fördertopf ein Jahr später. Erneut setzte die Werner Politik ein klares Zeichen und lehnte den Antrag deutlich ab.
Nun muss sich zeigen, ob das Solebad Werne die gesamte Auslastung stemmen kann. Entscheiden muss letztlich die Politik darüber. Das Lehrschwimmbecken befindet sich aktuell im Standby-Betrieb und könnte bei Bedarf wieder in Betrieb genommen werden.
Lebt und arbeitet gerne digital - egal, ob mit Texten, Fotos oder Videos. Hat in Essen Literatur und Medienpraxis studiert, arbeitet seit 2014 bei den Ruhr Nachrichten und ist seit 2018 als Redakteur in Werne tätig.
